Spielerisch den Teamgeist fördern – ein spannender Erlebnisbericht

Wie können wir im Alltag den Teamgeist fördern und stärker als Team agieren? Wie können wir unsere Zusammenarbeit intensivieren? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Führungskräfte einer norddeutschen Vertriebsgesellschaft „spielerisch“ bei einem „erlebnisorientierten Seminar“. Nicht nur im Seminarraum, sondern auch im Freien – auf dem Outdoorgerlände am Stausee Biersdorf in der Eifel.

Zu Popmusikklängen schweben die Teilnehmer in den Seminarraum. Richtig gelesen! Sie schweben, denn zwischen dem Rahmen der Eingangstür ist ein „Spinnennetz“ aus Gummiseilen gespannt. Durch dessen Löcher sollen die Mitarbeiter der Vertriebsgesellschaft in den Seminarraum schlüpfen – „ohne das Netz zu berühren“. So lautet die erste Aufgabe, die Stefan Hieronimus den Teilnehmern stellt, noch bevor das Seminar offiziell beginnt. Das ist nicht so einfach, zumal der Geschäftsführer des Teamentwicklungunternehmensder PROVENTURE den Teilnehmern noch eine zusätzliche Hürde mit auf den Weg gibt. Sie lautet: Jedes Loch im Spinnennetz, also auch die oberen, müssen mindestens einmal benutzt werden. Das klappt nur, wenn die Mitarbeiter ihre Kollegen, gleich steifen Brettern, waagerecht liegend durch die schulterhohen Löcher hieven.

Teamgeist muss gedeihen und aller Anfang ist schwer

„Wie ging’s ihnen bei der Übung,“ fragt Stefan Hieronimus, als alle Teilnehmer auf den Stühlen im Seminarraum sitzen. „Am Anfang kostete es etwas Überwindung, die Kollegen anzufassen bzw. sich von ihnen anfassen zu lassen“, betont Klaus, der im Controlling arbeitet. „Schließlich musste man ihnen im wahrsten Sinne des Wortes ‚unter die Arme greifen’ und sich von ihnen ‚auf Händen tragen’ lassen.“ „Macht nichts“, sagt Hieronimus schmunzelnd. „Schließlich sind sie bei einem erlebnisorientierten Seminar. Deshalb wollte ich sie gleich zu Beginn aus der Reserve locken.“

„Was fiel ihnen noch bei der Übung auf?“, fragt Hieronimus weiter. Beatrice, die Marketingleiterin, registrierte, dass das Vertrauen „Es geht nichts schief“, um so größer wurde, je mehr Teilnehmer bereits im Seminarraum standen. „Einige Kollegen packten richtig zu, während sich andere vornehm zurückhielten“, betont ihr Sitznachbar Sven. „Manche sind eben etwas schüchtern“, flachst Klaus augenzwinkernd. Jeder lacht. „Manches Problem lässt sich nur lösen, wenn wir bestimmte Hemmschwellen überwinden und gemeinsam zupacken“, sagt Stefan Hieronimus. „Teamgeist ist nicht zum Nulltarif zu haben“. Dann erklärt er, warum er jeden Teilnehmer zur Begrüßung an die Schulter packte. „In unserer Kultur wirkt das leicht anbiedernd; zum Teil auch einschüchternd. Im arabischen Raum hingegen ist dies eine Geste der Wertschätzung. Daran sehen sie, wie unterschiedlich die Komfortzonen in den einzelnen Kulturen sind.“

Doch nicht nur in Europa, Afrika und Asien sind sie verschieden. „Auch in der Produktion gehen die Leute anders miteinander um als in der Verwaltung“, betont Sven. „Wenn dort einer Hilfe braucht, ruft er einfach ‚Hey Schorsch, komm´ mal’. Bis bei uns einer offen sagt ,Hilf mir’, vergeht einige Zeit.“ Damit hat Sven unbewusst das zentrale Seminarthema angesprochen: Wie können die Mitarbeiter ein stärkeres ‚Aufeinander-Zugehen und Miteinander’ sowie Teamdenken entwickeln?

Dabei ist dieses bei dem Unternehmen gar nicht so schlecht entwickelt. Das zeigt sich, als Hieronimus die Teilnehmer bittet, einzuschätzen, wie stark der Teamgeist im Alltag bereits vorhanden ist. Die meisten Teilnehmer sind der Auffassung, dass in ihrer Firma die einzelnen Mitarbeiter bereits zu Teams verschmelzen. Das heißt: Die „Grabenkämpfe“, die mit jeder Umstrukturierung verbunden sind, sind abgeschlossen. Statt dessen beschäftigen sich die Mitarbeiter damit, ihre Zusammenarbeit möglichst produktiv zu organisieren. Auch die Veränderungsbereitschaft ist nach Auffassung der Teilnehmer bei den Mitarbeitern hoch. „Diese Aufbruchstimmung müssen wir“, so der Geschäftsführer des Unternehmens, der ebenfalls am Seminar teilnimmt, „bewahren und fördern. Dann gelingt es uns, unseren Erfolg langfristig zu sichern und Verhaltensmuster, die der Marktsituation nicht mehr entsprechen, aufzubrechen und zu verändern. Und Teamgeist ist hierbei der Motor.“

Vom Erneuerer zum Bewahrer

„In deutschen Unternehmen sind 80 Prozent der Mitarbeiter ‚Bewahrer’ und höchstens 20 Prozent ‚Erneuerer’“, erläutert Stefan Hieronimus. Das heißt: Die meisten Mitarbeiter sperren sich zunächst, wenn sie ihre Denk- und Verhaltensmuster verändern sollen. Und selbst wenn sie hierzu bereit sind, fällt es ihnen meist schwer, aus den gewohnten Routinen auszubrechen. Das verdeutlicht Hieronimus mit einer Übung. Die Teilnehmer sollen sich in die Mitte des Seminarraums begeben. Dann überreicht Hieronimus Beatrice einen Tennisball und stellt der Gruppe folgende Aufgabe: Alle Teilnehmer sollen den Tennisball in maximal fünf Sekunden einmal berühren. Dabei darf der Ball jedoch stets nur von einer Person zur gleichen Zeit angefasst werden.

Die Teilnehmer beraten sich kurz. Dann stellen sie sich in einer Reihe und werfen sich den Ball nacheinander zu. Nach fünf Sekunden hatten maximal vier Teilnehmer den Ball in ihren Händen. Erster Versuch gescheitert. Nun stellen sich die Teilnehmer in einem Kreis auf, um den Ball herum zu reichen. Auch dieser Versuch scheitert. So folgt ein Versuch auf den nächsten. War’s das mit dem Teamgeist? Plötzlich hat Hans, der Vertriebsleiter, eine Idee: Alle Teilnehmer sollen ihre Hände so übereinander halten, dass sie eine Röhre bilden. Anschließend lässt Hans die Bälle durch die Röhre gleiten. In drei, vier Sekunden hat jeder mit seinen Händen den Ball berührt.

Bei der Auswertung merkt Hieronimus an, dass einige Teilnehmer nach gescheiterten Versuchen Killerphrasen wie „Das geht nicht“ benutzten. „Die Aussage ‚Geht nicht’ gilt stets nur solange bis jemand eine Lösung findet“, betont Hieronimus. Oft setzt dies einen Paradigmenwechsel voraus. Bei der Übung bestand dieser darin, dass die Teilnehmer beschlossen, mit ihren Händen einen Röhre zu bilden, durch die der Ball gleiten konnte. So konnte ein „Quantensprung“ bei der Zeit erzielt werden.

Auch dass die Gruppe nach dem „try and error-Prinzip“ verfuhr, ist laut Hieronimus verbesserungswürdig. Statt zuvor zu überlegen, können wir so das Ziel erreichen, starteten sie selbst die unmöglichsten Versuche. „Darin haben wir ja auch Erfahrung“, kichert Beatrice. „Im Alltag wursteln wir auch oft erst mal vor uns hin, statt uns vorab zu fragen: Wie können wir das Ziel möglichst schnell erreichen?“ Einige Teilnehmer lachen, der Geschäftsführer nicht.

Andere besser verstehen

Nach der Mittagspause folgt eine Übung zum Thema Kommunikation. Einer der wichtigsten Faktoren überhaupt um Teamgeist zu fördern. Die Teilnehmer sollen Zweier-Gruppen bilden und sich Rücken an Rücken hinsetzen. Dann überreicht Hieronimus jeweils einem Gruppenmitglied ein Tangram-Spiel. Sein Partner erhält die Skizze einer Figur, die mit den Tangram-Bausteinen gebaut werden kann. Diese Figur soll er seinem Spielkameraden so beschreiben, dass er sie – ohne sie zu sehen – nachbauen kann. Auf los geht’s los. Sofort ertönt ein Gewirr von Anweisungen im Raum. „Das kleine Quadrat muss auf die Spitze“ „Aus der Raute bildest du den Schwanz!“ „Die Hypotenuse steht senkrecht …“ Lautes Gelächter erschallt, als die Teilnehmer das Ergebnis ihrer „Gruppenarbeit“ betrachten. Viele Figuren sind nett anzuschauen; mit der Vorlage haben sie aber wenig gemein.

„Ihr müsst euch in euere Partner hineinversetzen“, erläutert Hieronimus in der anschließenden Reflexionsphase. „Ihr dürft nicht selbstverständlich davon ausgehen, dass der andere versteht, was ihr meint. Ihr müsst euch vergewissern, dass eure Botschaft vom Empfänger verstanden wurde.“ Möglich wäre dies zum Beispiel durch die Rückfrage „Wie sieht die Figur aus, die du jetzt vor dir siehst“ gewesen. „Am wichtigsten für eine erfolgreiche Kommunikation ist es, zunächst eine gemeinsame Sprache zu vereinbaren und zu schauen: Haben wir dieselben Grundvoraussetzungen?“ Das leuchtet den Teilnehmer ein. Entsprechend schnell gelingt es ihnen, als sie die Übung mit vertauschten Rollen wiederholen, die vorgegebenen Figuren nachzubauen.

Die Teilnehmer sind stolz auf ihren Lernfortschritt. Sie haben wirklichen Teamgeist gezeigt. Aber es besteht noch weiteres Verbesserungspotenzial. Nun breitet Hieronimus einen Teppich auf dem Fußboden aus, auf dem lauter Quadrate abgebildet sind. Zudem steht auf der einen Seite des Teppichs das Wort „Start“ und auf der anderen das Wort „Ziel“. Den „Weg vom Start zum Ziel“ sollen die Teilnehmer durchlaufen, indem sie die einzelnen Quadrate durchschreiten. Das klingt einfach. Ist es aber nicht. Vom Start zum Ziel gibt es nämlich nur einen richtigen Weg. Betritt ein Teilnehmer ein falsches Quadrat, leuchtet eine Elektrode auf. Dann heißt es umkehren.

Voller Eifer machen sich Teilnehmer ans Werk. Immer wieder blinken Elektroden auf. Die Teilnehmer müssen sich also einen anderen Weg suchen. Endlich sind alle überzeugt: Jetzt haben wir den richtigen Weg gefunden. Doch denkste! Wieder blinkt ein Licht auf. Warum? Hieronimus hat zwischenzeitlich die elektrischen Anschlüsse und damit den „richtigen“ Weg verändert. Als Hans dies merkt, ist er sauer. „Auf den Arm nehmen kann ich mich selbst“, grantelt er. Ähnlich reagiert Sven. Die anderen Teilnehmer versuchen währenddessen, den neuen Weg zu finden.

Und immer wieder Transfer

„Beide Redaktionsmuster haben ihre positiven Aspekte“, sagt Hieronimus bei der Auswertung. Manchmal ist es auch im Betrieb, sei’s im Kontakt mit Kollegen, Kunden oder Lieferanten, nötig zu sagen ‚Mit mir nicht’. Mindestens ebenso oft ergibt sich im betrieblichen Kontext jedoch die Situation, dass ein eingeschlagener Weg, der ursprünglich richtig war, verlassen werden muss, weil sich die Rahmen- oder Marktbedingungen geändert haben. Dann ist es besser, die Energie darauf zu verwenden, die nun adäquate Problemlösung zu suchen, statt starrköpfig zu sagen „Ursprünglich hieß es doch …“, „Vor drei Wochen haben wir doch vereinbart ….“ Das leuchtet auch Hans ein. „Stimmt“, sagt er. „Gerade im Vertrieb haben wir oft die Situation, dass wir den bisher erfolgreichen Weg verlassen müssen, um zum Beispiel weiterhin Zugang zu einem Kunden zu finden.“ Von seiner Verärgerung ist nichts mehr zu spüren.

So folgt eine Übung auf die nächste. Dabei wird den Teilnehmern zunehmend deutlich, dass „dieses Spielen“, wie Beatrice betont, „ganz schön ernst ist“. Das heißt: Es zeigen sich viele Parallelen zum betrieblichen Alltag. Zunehmend bewusst wird den Teilnehmer zudem, dass manche Aufgabe, die zunächst unlösbar erscheint, doch lösbar ist – zumindest wenn man sich von eingefahrenen Denk- und Verhaltensmustern löst, im Team arbeitet und sich auf bestimmte Verhaltensregeln verständigt. Auffallend ist denn auch in den Abendstunden in der Bar, dass sich die Gespräche der Teilnehmer noch weitgehend um die Zusammenarbeit im Betrieb drehen. Auffallend ist auch, mit welcher Lockerheit die Teilnehmer plötzlich selbst komplexe betriebliche Probleme debattieren.

Herausforderungen am zweiten Tag

Am nächsten Morgen geht das Seminar weiter – unter freiem Himmel. Auf der „High-Ropes-Anlage“ auf einem Seegrundstück hinter dem Hotelgelände überreicht Stefan Hieronimus den Teilnehmer zunächst Schutzhelme. Dann erläutert er die Sicherheitsmaßnahmen, die auf dem Trainings-Parcours zu beachten sind. Manch ein Teilnehmer befällt ein leichtes Magengrummeln, als er waagrecht aufgehängte Baumstämme in sechs bis acht Meter Höhe erblickt. „Keine Angst“, beruhigt Hieronimus die Teilnehmer, „heute machen wir nur einige Übungen in Bodennähe.“ Der Grund: Die Übungen in luftiger Höhe eignen sich primär, um persönliche Fähigkeiten wie Entscheidungsfreude und Risikobereitschaft der Mitarbeiter zu trainieren. Teamgeist spielt aber auch dabei eine Rolle. Heute steht jedoch das Thema Teamentwicklung im Mittelpunkt. „Deshalb arbeiten wir heute mit den Low- und nicht mit den High-Elementen,“ erklärt Hieronimus.

Als erstes sollen die Teilnehmer als Gruppe einen kreisförmig angelegten Hindernis-Parcours aus gespannten Stahlseilen und zwischen den Bäumen hängenden „Lianen“ überwinden. Sven übernimmt, nachdem sich die Gruppe auf eine Strategie zum Lösen der Aufgabe verständigt hat, die Führung. Doch je länger der Parcours wird, um so mehr zerfällt die Gruppe in „Einzelkämpfer“. Von Teamgeist erst mal keine Spur. Jeder kümmert sich primär um sein eigenes Durchkommen. „Viele gute Einzelleistungen, aber eine magere Teamleistung“, kritisiert Hieronimus bei der Auswertung. Auch die Gruppe ist unzufrieden. „Keiner hat sich umgedreht und mir geholfen, als ich auf dem schmalen Brett stand“, beschwert sich Klaus. „Bei dem wilden Durcheinander an Kommandos wusste ich nicht, ob ich gemeint bin oder jemand anderes“, rechtfertigt sich Sven. Je länger die Übung dauerte, um so weniger gaben die Teilnehmer auch ihre Erkenntnisse, die sie beim Überwinden der Hindernisse gesammelt hatten, an ihre Kollegen weiter. Dabei dachten alle, ihr Kommunikationsproblem sei gelöst.

Für die nächste Übung sind zwei Stahlseile nebeneinander etwa einen Meter hoch über den Boden gespannt. Sie verlaufen jedoch nicht parallel, sondern gehen V-förmig auseinander. Am Ende beträgt ihr Abstand mehr als drei Meter. Auf diesen Seilen sollen sich jeweils zwei Partner, einander gegenüberstehend, bis zum Ende vortasten. Dabei sollen sie sich gegenseitig festhalten. Je weiter sich das V öffnet, desto mehr kippen die beiden Partner bei dieser Übung zur Mitte und geraten in eine abenteuerliche Schräglage. Deshalb sollen die anderen Teilnehmer die Akteure mit ihren Händen sichern. Außerdem sollen sie sich als Team eine Strategie überlegen, wie die folgenden Paare aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse ihre Leistung allmählich so steigern können, dass zumindest das letzte Paar auf den Seilen bis zum Ziel gelangt.

Kurze Zeit beratschlagen die Teilnehmer über die Reihenfolge der Paare. Dann stellen sie sich im Kreis auf und beschwören, wie eine Eishockeymannschaft vor dem Spiel, mit einem „Powerruf“ ihren gemeinsamen Willen zum Erfolg. Ein echter Teamgeist Push!. Klaus und Sven besteigen die wackeligen Seile. Sie schaffen es etwa bis zur Hälfte. Dann verlieren sie das Gleichgewicht und fallen in die ausgestreckten Arme ihrer Kollegen. „Wie hat das mit dem gegenseitigen Festhalten geklappt,“ will Beatrice wissen. Auch die anderen bestürmen die beiden „Vorturner“ mit Fragen. Offensichtlich erinnern sie sich noch an die Aussage des Seminarleiters Hieronimus „Arbeiten im Team heißt auch, von den anderen zu lernen“. Das bewahrt die folgenden Paare nicht vor Rückschlägen, doch als das letzte Paar auf den Seilen steht, hat es mit Hilfe seiner Vorgänger eine erfolgreiche Problemlösungsstrategie entwickelt. Die beiden Partner fassen sich mit den Händen über dem Kopf an einem möglichst hohen Punkt an. So können sie den bei zunehmender Schräglage entstehenden Druck weitgehend nach außen auf die Seile abgeben. Tatsächlich erreichen sie so das Parcours-Ende. Damit hatten die Teilnehmer nicht gerechnet. Entsprechend groß ist ihre Freude. „Das ist es, was ich mit ‚ergänzendem aufeinander zugehen’ meinte“, freut sich Hieronimus gemeinsam mit den Teilnehmern.

Das Wichtigste zum Schluß – Teamgeist umsetzen

Am Nachmittag, nachdem einige weitere Übungen absolviert sind, trifft sich die Gruppe erneut im Seminarraum. Nun beginnt eine andere Seminarphase. Nun sollen die Teilnehmer aus den gewonnenen Erkenntnissen verbindliche Schlussfolgerungen für ihren Arbeitsalltag ziehen. Man einigt sich darauf einen Katalog von Regeln aufzustellen, wie man zukünftig miteinander umgehen will. Nach einer erstaunlich kurzen Diskussion stehen auf dem Flipchart die „sechs goldenen Regeln für die Zusammenarbeit“. „Die gemeinsame Zielsetzung verinnerlichen und erreichen wollen“ heißt es da. „Erfolge sichtbar machen und gemeinsam genießen“, „Alle in die Kommunikation/Verantwortung mit ein beziehen“ und „Wir wollen offen und verantwortungsvoll miteinander umgehen“ lauten weitere Regeln.

Jeder Teilnehmer soll daraufhin seine persönliche Bilanz ziehen, inwiefern er im Alltag diese Regeln berücksichtigt und aktiv an der Stärkung von Teamgeist und Engagement mitarbeiten wird . „Ich bin froh, wenn ich abends mein Arbeitspensum geschafft habe. Da habe ich gar keine Zeit mehr, mir über die gemeinsamen Ziele Gedanken zu machen“, erklärt Beatrice. Die anderen nicken. Zufrieden ist damit niemand. „Unter anderem, weil wir oft schneller zum Ziel kämen und die Arbeit auch weniger belastend wäre, wenn wir uns zuvor über das gemeinsame Ziel verständigt würden“, betont Sven. „Dieses Einzelkämpfertum kostet uns Zeit und Geld.“ „Richtig“, pflichtet ihm Hans bei. „Außerdem werden so keine Erfolge sichtbar, und Frust baut sich auf“.

Alle sind sich einig. Die aufgestellten „goldenen Regeln“ müssen weiter verfeinert werden, damit daraus konkrete Verhaltensmuster ableitbar sind. Dies tun die Teilnehmer denn auch. Außerdem stellen sie eine weitere Regel auf, die sie zu einem intensiven Informationsaustausch verpflichtet. „Für ein erfolgreiches Zusammenarbeiten ist es wichtig, dass jeder weiß, wo er und sein Partner im Arbeitsprozess steht“, erinnert Hieronimus nochmals. Dann unterschreiben alles Teilnehmer die modifizierten Regeln. Zudem vereinbaren sie die Regeln für alle sichtbar in der Firma aufzuhängen und diese mit ihren Mitarbeitern und Kollegen zu besprechen. „Denn wir müssen selbst aktiv werden und mit gutem Beispiel vorangehen, damit sich im Alltag etwas ändert“, betont Klaus. Auch dieser Aussage stimmen alle zu.

(Originalartikel erschien im Trainermagazin „Workshop“)

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